Das Kleine Paradies

Weihnachten! Da sind die leuchtenden Augen der Kinder, da sind die bunten Packerl- Berge unter dem grünen Baum, da ist des verheißungsvolle Geraschel des Seidenpapiers. Da ist viel Freude, aber auch viel Sorge, ob man das richtige Geschenk gefunden hat und da ist auch viel Enttäuschung. Was macht ein gutes Geschenk aus?

 

Meine Freundin Heidi erzählt viel und sie erzählt gut. Ende des Sommers beschrieb sie mir voller Begeisterung ihr kleines Paradies. Sieben Familien in ihrer Siedlung hatten sich zusammen getan und die G’stetten ums Eck in einen Gemeinschaftsgarten verwandelt. Und wirklich, es ist ein Paradies, das die fleißigen Nachbarn am Fliederweg angelegt haben. Hier wachsen Wassermelonen neben Kapuzinerkresse und Ringelblumen neben grüner Fisolen. Die Ochsenherzen zeigen sich in ihrer prallen Fülle, die Sonne leuchtet durch die Blätter des roten Mangolds, es funkelt in einer Farbe, die man mit Worten gar nicht beschreiben kann. Ein rautenförmiger Weg teilt den Dschungel und eine Vogelscheuche thront hoch oben und bewacht diese ganze Pracht.

 

Hier wird fleißig gearbeitet, das sieht man und dabei trifft man sich plötzlich wieder und ratscht. „Man kann ja nicht jeden Abend ein Achtel miteinander trinken, das geht wirklich nicht“, sagt Heidi, „aber so ab und zu… also doch immer wieder, wenn’s halt gerade passt!“ Und: „Brauchst an Kürbis, I hob so viele Kürbis, bei uns gibt’s schon jeden Tag Kürbis zu Mittag.“

 

Viele Mensch bleiben stehen und schauen, lassen den Garten auf sich wirken, beginnen Gespräche mit den Gärtnerinne und Gärtnern. Einmal blieb ein älteres Muaterl stehen und tratschte mit Heidi. Meine Freundin reichte der alten Frau einen Butternut- Kürbis über den Zaun, sie gab damit ein kleines Stückchen ihres kleinen Paradieses weiter. Die Frau bedankte sich glücklich über diese Geste und sagte zu Heidi: „Vergelt’s Gott, vergelt’s Gott. Heut auf d’Nacht werde ich Sie in mein Abendgebet einschließen“

Heidi war gerührt. Und Heidi war reich beschenkt. Dass jemand sie den ganzen Tag über im Herzen mitträgt, dass jemand sie in das abendliche Zwiegespräch mit Gott mit hinein nimmt, das hat sie in ihrem Innersten gerührt.

Vielen Dank an die Autorin Gabrielle Erd


Willst du eine Stunde glücklich sein, betrinke dich.

Willst du drei Tage glücklich sein, heirate.

Willst du aber ein Leben lang glücklich sein, so lege einen Garten an.


Pass auf Heuschrecke, dass du mir nicht den schönen Tau in Scherben trampelst!